Immobilien (Technik)

Vielfältige Aufgaben

Auf die Branche der Sanitär- und Heizungstechniker kommen in den nächsten Jahren große Aufgaben zu: Energiewende und demografischer Wandel erfordern Milliarden-Investitionen.

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von Regiomanager 01.04.2016
Sanitär- und Heizungstechnik – eine Branche mit Zukunft (Foto: © Ralf Kalytta – stock.adobe.com)

Das dominante Thema des deutschen Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerks lautet Energieeffizienz. Moderne Technologien wie die Brennstoffzellen-Technologie, Wärmepumpen und erneuerbare Energien setzen deutliche Wachstumsimpulse. Auch die Energie- und Gebäudetechnik, bei der digitale Anwendungen wie Apps und Smart Metering zum Einsatz kommen, bietet viele Innovationen für ein energieeffizientes, individuelles Gebäudemanagement. Das SHK-Handwerk profitiert aktuell von der weiterhin guten konjunkturellen Lage, dem klassischen Sanierungs-, Kundendienst- und Wartungsgeschäft sowie der allmählich in Gang kommenden Energiewende. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus und steigender Mieten ist eine Modernisierung der eigenen Immobilie derzeit eine lohnende Investition. So konnte das SHK-Handwerk seine Umsätze 2015 ein weiteres Mal um knapp zwei Prozent auf nun 39,5 Milliarden Euro steigern, wie der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) meldete. Fast zwei Drittel dieses Gesamtumsatzes wurden von den rund 25.000 Innungsbetrieben erwirtschaftet. Maßgeblichen Anteil an der positiven Situation der Branche hat dem ZVSHK zufolge das Modernisierungsgeschäft. Der Zukunft blickt das SHK-Handwerk weiterhin optimistisch entgegen. Die SHK-Betriebe rechnen in 2016 mit einer weiterhin stabilen Auftragslage und erwarten die stärksten Wachstumsimpulse in den Segmenten Bäder und Heizungen.

50 Milliarden Investitionsvolumen

Da laut ZVSHK im Gebäudesektor circa 40 Prozent der in Deutschland verbrauchten Energie anfallen, sei die Energiewende ohne den Wärmemarkt und eine Effizienzsteigerung im Heizungskeller nicht umsetzbar. Der zweite zukunftsbestimmende Trend für die SHK-Branche ist neben der Energiewende eindeutig der demografische Wandel. Berechnungen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit zufolge werden in Deutschland bis zum Jahr 2030 zusätzlich 2,9 Millionen altersgerechte Wohnungen benötigt (geschätztes Investitionsvolumen: circa 50 Milliarden Euro).
Diese Entwicklung hat gerade für den Sanitärbereich ein hohes Umsatzpotenzial, da im Alter vor allem ein barrierefreies Bad unerlässlich für eine sichere und möglichst selbstständige Wohnsituation ist. Die aktuellen Trend-Themen im Sanitärbereich sind insofern das barrierefreie Bad mit bodengleicher Dusche und der Bereich Wellness. Das Vertrauen in die Kompetenz der SHK-Handwerker ist bei deutschen Immobilienbesitzern und Unternehmern groß, wie eine Trendbefragung von TNS Emnid 2014 unter 1.023 deutschen Immobilienbesitzern gezeigt hat. So wird beim Kauf eines neuen Bades oder einer neuen Heizungsanlage mit 89 Prozent am häufigsten der SHK-Fachhandwerker beauftragt.Hier nannten die Befragten vor allem Servicequalität, Erfahrung, Vertrauen, persönliche Beratung und den Vorteil eines Ansprechpartners vor Ort als Hauptkriterien für die Beauftragung. Die Befragung hat auch ergeben, dass zwar 20 Prozent derImmobilienbesitzer in den nächsten fünf Jahren eine Badrenovierung planen, allerdings nur 14 Prozent die Heizung sanieren wollen. Damit hatte die Badrenovierung bei den Hausbesitzern und Wohnungseigentümern eine deutlich höhere Priorität als die Heizungssanierung. Somit setzte sich auch in 2014 die Entwicklung der Vorjahre fort, in denen auch der ZVSHK festgestellt hatte, dass die SHK-Betriebe deutlich mehr neue Bäder gebaut als neue Heizungsanlagen installiert haben. Aus diesem Grunde erhofft man sich von dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) der Bundesregierung, der zur Senkung des Primärenergieverbrauchs von Unternehmen und Konsumenten um 20 Prozent bis 2020 u.a. eine steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung vorsieht, für den Zeitraum ab 2015 eine Trendwende. Dafür waren und sind allerdings zusätzliche finanzielle Anreize und einiges an Aufklärungsarbeit notwendig.

29 Prozent wollen modernisieren

Der Heizungsbereich hat beim Auftragsvolumen zwar aufgeholt, liegt aber immer noch hinter dem starken Sanitärbereich. Die aktuelle Umfrage von TNS Emnid vom Herbst 2015 im Auftrag des ZVSHK, diesmal unter 1.011 Immobilienbesitzern, belegt, dass die Heizungsmodernisierung für die Hausbesitzer an Bedeutung gewonnen hat: Der Prozentsatz der Befragten, die planen, ihre mindestens 15 Jahre alte Heizung in den kommenden fünf Jahren zu modernisieren, hat sich innerhalb eines Jahres von 14 Prozent in 2014 auf 29 Prozent in 2015 verdoppelt. Die Bereitschaft zur Investition in energieeffiziente Heizungstechnik zu Einsparungszwecken und zur Wertsteigerung der eigenen Immobilie ist also größer geworden. Nichtsdestotrotz gibt es immer noch viele Immobilienbesitzer, die das energetische Potenzial ihrer alten Heizungsanlagen falsch einschätzen und diese auch in den nächsten fünf Jahren nicht zu modernisieren gedenken. Häufig ist den Hausbesitzern nicht klar, wie ineffizient auch eine noch funktionierende Heizung sein kann. „Eine Fehleinschätzung, die die Umwelt belastet und durch einen zu hohen Energieverbrauch bares Geld kostet“, urteilt Elmar Esser, Hauptgeschäftsführer des ZVSHK. Nach Erfahrung der SHK-Handwerker liegt es vor allem an den Investitionskosten, dass viele Kunden nicht zu einer Modernisierung bereit sind.

Attraktivere Förderprogramme gefragt

Eine aktuelle Analyse der Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea) zum Förderreport 2015 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) verdeutlicht, dass die Anreizsysteme des Gesetzgebers speziell bei der energetischen Gebäudesanierung nicht ausgeschöpft werden. So ist die Zahl der von der KfW geförderten Effizienzhaus-Sanierungen zwischen 2009 und 2015 auf fast ein Drittel gesunken, was einem Rückgang von 60 Prozent entspricht. Notwendig seien nicht nur eine höhere Förderung, sondern auch möglichst einfache Förderprogramme und umfassende Informationen für die Bauherren, so die Forderung der geea. Die Branche bietet eine Vielzahl an Innovationen und hält generationengerechte Lösungen für die mit dem demografischen Wandel verbundenen individuellen Kundenwünsche bereit. Da es sich bei den Leistungen im Bereich Sanitär, Heizung und Klima um fachhandwerkliche Dienste handelt, werden diese Dienstleistungen bei den meisten Unternehmen outgesourct und hier dem Fachhandwerker des Vertrauens übergeben. Die am meisten in Anspruch genommenen Leistungen der Branche sind der Kundendienst, also das Wartungs- und Reparaturgeschäft, und die Badsanierung. Einsparpotenziale eröffnen sich den Kunden vor allem im Bereich der energetischen Gebäudesanierung. Weil in der SHK-Branche gut 61 Prozent der Aufträge auf Privathaushalte entfallen, ist es die primäre Aufgabe der Handwerker, den Privatkunden das Einspar- und Optimierungspotenzial von SHK-Leistungen aufzuzeigen. Die wenigsten Aufträge erhält die Branche Angaben des ZVSHK zufolge vom öffentlichen Sektor (unter 10 Prozent des Jahresumsatzes). Nach den Privatkunden investieren die Unternehmen mit rund 17 Prozent, gefolgt von den Wohnungsbaugesellschaften mit knapp über 13 Prozent in SHK-Leistungen. Dass das Modernisierungsgeschäft noch viel Umsatzpotenzial birgt, liegt auf der Hand. Miriam Leschke | redaktion@regiomanager.de

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Sanitär- und Heizungstechnik – eine Branche mit Zukunft (Foto: © Ralf Kalytta – stock.adobe.com)

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